The Strangers – Eine Zeitreise

Die Frau ohne Schatten – ein seltener Genuss

DER SINGENDE TEUFEL – das Gespenst mit den weißen Zähnen

Für Spezialisten und das breite Publikum sei diese Oper geschaffen – so Franz Schreker im Disput mit seinem Verlagshaus Universal Edition, das sich strikt weigerte, die Partitur der Oper Der singende Teufel zu drucken. Die Uraufführung am 10. Dezember 1928 an der Staatsoper Berlin hatte die Kritik nämlich gründlich verrissen und so Schrekers vorletztem Bühnenwerk ein schnelles Aus beschert. Nun, nach fast 100 Jahren, bringt das Theater Bonn die Originalfassung – ohne Striche – im Rahmen der Reihe Fokus|’33| auf die Bühne. In der Tat mischten sich im Parkett und auf den Rängen eine ungewohnte Melange aus Premierenpublikum, Musikjournalisten und internationalen Experten. In den dreieinhalb Tagen vor der Wiederbelebung des Stücks diskutierten Forschende der Musikwissenschaft und -geschichte im Symposion DIS|KONTINUITÄTEN die Entwicklung der Oper zwischen und nach den Weltkriegen. Als Höhepunkt und Abschluss der Tagung erlebten sie die Premiere mit. Alle Anwesenden aber saßen im selben Boot: Niemand hatte die Oper nach der förmlich massakrierten Inszenierung von 1989 in Bielefeld so je live gesehen und gehört.

Giulio Cesare in Egitto – Exquisite barocke Sangeskunst an der Oper Köln

Die Heldenpartie des großen Imperators Julius Cäsar schrieb Georg Friedrich Händel dem seinerzeit berühmtesten Kastraten Senesino in die Kehle und auf die Stimmbänder. Bis ihn der divo assoluto Farinelli ablöste, galt der italienische Alto als Inbegriff des Schöngesangs, der auf Riesenerfolge in seinem Heimatland, in Deutschland und England blickte. Vor ziemlich genau 300 Jahren begann Händel die Arbeit an dieser Oper, bis sie dann 1724 in London uraufgeführt wurde. Der Oper Köln glückt nun der spannungsreiche Spagat zwischen absolut barock und absolut zeitgenössisch.

Die Spielzeit 2023/24 am Theater Bonn – Jetzt auch zum Hören

Kurz und kompakt präsentiert das Theater Bonn sämtliche Bühnenereignisse der kommenden Spielzeit auf 64 Seiten. Oper, Schauspiel, Tanztheater, Quatsch keine Oper und alle Abo-Angebote finden sich dort. Warum haben die Macher die Infos zum umfangreichen Programm und zu Abonnement und Service auf ein solch schmales Print-Format runtergedampft? Es gibt eine neue, digital zugängliche Informationsquelle zum Programm. Ab sofort bringen Originalstimmen aus dem Ensemble des Schauspiels Bonn Details zu den einzelnen Produktionen zu Gehör. Jeweils drei Minuten dauern die akustischen Trailer. Ausprobieren kann man es gleich hier mit der Kamera des Smartphones.

DIE LUSTIGE WITWE – Ein frech-frivoles Vergnügen

Eine heimliche Hauptfigur verleiht der Salon-Süße dieses Stücks die ironische Leichtigkeit. Nicht die Titelfigur selbst, die pontevedrinische Millionenerbin Hanna Glawari, setzt den Ton, sondern der etwas einfältige, aber rechtschaffene Njegus, der aber in seinen Intermezzi mit Esprit glänzt. Vom Mittelscheitel über die Ärmelschoner prima vista ein subalterner Tölpel, der, froh um einen Reim, als Kanzlist aus dem Komponisten fix den Franz List macht. Dabei waren es natürlich Franz Lehár und seine beiden Librettisten Leo Stein und Victor Léon, die mit der Walzer-Operette Die Lustige Witwe 1905 einen wahren Coup landeten. Im Theater an der Wien nahm das Publikum diese unterhaltsame Mischung aus Walzerseligkeit, schwül-schlüpfriger Erotik und politischem Kabarett begeistert auf.

Der fliegende Holländer – Am Ende das Licht

Wagner auf der Flucht – ein Leitmotiv seines eigenen Lebens. Immer wieder floh er bei Nacht und Nebel, wenn seine Gläubiger ihm im Nacken saßen und die Schuldhaft drohte. Von Riga aus machte er sich in einer prekären Lebenslage auf den Weg nach London, um von da aus die Pariser Opernwelt zu erobern, der ehrgeizige und von seiner eigenen Genialität völlig überzeugte junge Komponist. Das kleine Schiff geriet in stürmische See, und diese lebensbedrohlichen Erfahrungen, untermalt von der Geschichte um eine sagenumwobene Kapitänsfigur von Heinrich Heine, legten wohl den Grundstein für die Oper Der fliegende Holländer. 1843 fand die Uraufführung in Dresden statt, bis 1860 hat Richard Wagner immer wieder an dem Stück gearbeitet. Dabei stand die Frage der Erlösung des verfluchten Holländers im Mittelpunkt. Die Oper Köln spielt nun die Fassung von 1860 – aber hier schreitet am Ende Senta in das gleißende Licht der Rettung.

Die neue Spielzeit der Oper Köln – ein letztes Jahr im Staatenhaus!?

Ein pralles Programm präsentieren der Intendant der Oper Köln Hein Mulders und GMD François Xavier Roth für die Spielzeit 2023/24. Es deckt förmlich alle Genres des Musiktheaters über mehr als 400 Jahre ab: Monteverdi, zweimal Mozart, Donizetti und Verdi sowie zwei aktuellen Neukompositionen, einer Operette und zwei konzertante Aufführungen. Was steht im Einzelnen auf dem Plan?

Young Woo Kim – Die große Stimme aus Südkorea

Mit 18 Jahren begann sein musikalisches Leben. Spät zwar, aber ein Glück für alle, die sich heute an seiner herrlichen Stimme erfreuen. Das Publikum feiert Young Woo Kim, wenn der junge Koreaner seine große, auch in den hohen Lagen fein modulierte Stimme in den berühmten Tenorpartien erklingen lässt. Ein Glück aber auch für ihn, der seinen Sängerberuf und sein Leben in Deutschland über alles liebt.

Sibirien – Auf Spurensuche

Siberia reimt sich im Libretto auf miseria – damit ist der Grundton für Umberto Giordanos Oper Sibiren gesetzt. Grenzenloses Leid stellt sich auf drei Ebenen dar: Die Liebe des ungleichen Paars findet ihr jähes Ende im gewaltsamen Tod der Protagonistin, Hunger, Kälte und härteste Arbeit kennzeichnen das Leben der Menschen in den sibirischen Gefangenenlagern und eine zeitgenössische Frau begibt sich auf die sehnsüchtige und leidvolle Suche nach dem Verbleib der Eltern. Das Bonner Publikum feiert die Premiere dieser in den Nachkriegsjahren kaum gespielten Oper mit Riesenapplaus und stehenden Ovationen: Die berauschende Musik, der fantastische Gesang und ein kühnes, äußerst stimmiges Regiekonzept beweisen wieder einmal das Geschick der Oper Bonn im Wiederbeleben (fast) vergessener Werke.