Nun endlich, aber wirklich und definitiv … soll der Umzug der Oper Köln von der langjährigen Interimsspielstätte im Staatenhaus ins angestammte Haus am Offenbachplatz stattfinden. Rechtzeitig für die Spielzeit 2026/27 wohlgemerkt. Im August 2025 bricht also die letzte Spielzeit op d’r Schäl Sick an. Da aber ab Sommer bereits die Umbauten für die zukünftige Nutzung der ehemaligen Messegebäude beginnen, wird die Oper für räumliche Engpässe Kompromisse finden müssen. Höchste Ansprüche also an Technik & Team, um den Wandel möglichst geräuscharm zu vollziehen.
Acht Premieren stehen an, darunter allein drei von den beliebtesten italienischen Komponisten überhaupt. Den Auftakt macht als Kooperation mit dem Teatro Real de Madrid Manon Lescaut von Giacomo Puccini, uraufgeführt 1893 in Turin. Giuseppe Verdi reichte förmlich den Stab weiter an das junge Talent, denn im selben Jahr schrieb er seine letzte Oper Falstaff, die an der Mailander Scala Premiere hatte. Der Intendant der Oper Köln, Hein Mulders, begründet die Auswahl zum Beginn der Spielzeit mit Puccinis junger Energie, mit dem Farbenreichtum der Musik und dem unbeschwerten Ausprobieren in diesem Werk.
Eine Oper aus dem frühen Schaffen Verdis wiederum ist Ernani (1844). Die Oper Köln präsentiert sie konzertant; das Publikum darf sich allerdings auf eine feine Auswahl an Solisten freuen: Marta Torbidoni (bereits im Dezember 2024 als Abigaille in Nabucco zu erleben), die Ensemblesänger Insik Choi als Carlo und Young Woo Kim als Räuberhauptmann Ernani sowie Adrian Sâmpetrean, der unlängst den Leporello im Kölner Don Giovanni sang. Noch einmal 50 Jahre zurück in der Opernchronologie liegt das Melodramma eroico Tancredi von Gioacchino Rossini, das 1813 uraufgeführt wurde. „Belcanto vom Feinsten“ verspricht der Intendant, „eine Damenliebe im Mafiamilieu“. Hierbei handelt es sich um eine Kooperation mit den Bregenzer Festspielen, die die Spielzeit im Juni 2026 ausklingen lässt.

Von Richard Wagners monumentalen vierteiligen Opernzyklus Der Ring des Nibelungen bringt die Oper Köln im Oktober 2025 Das Rheingold auf die Bühne. Paul Georg Dittrich, bekannt als Vertreter des Regietheaters, inszenierte in Köln bereits die Oper Der Zwerg. Mit hohem Anspruch ans Publikum wird er eine Geschichte von Ursprung und Ende der Welt erzählen, eingebettet in die kindliche Fantasie eines Charakters, der sich zwischen standhaft und korrumpierbar positionieren muss. Hier wird es ein Wiedersehen und -hören mit Jordan Shanahan in der Rolle des Wotan geben, der als Scarpia in der Kölner Tosca Angst und Schrecken verbreitete. Die dänische Mezzosopranistin Trine Møller wird als Brünnhilde in Die Walküre eine „komplexe Figurenzeichnung voller innerer Konflikte“ gestalten, so Hein Mulders.
Eine deutsche Erstaufführung als Koproduktion mit dem Festival d’Aix-en-Provence kommt im Mai 2026 mit Picture A Day Like This von George Benjamin, dessen Komposition Written on Skin während der Corona-Zeit nur im live stream gezeigt wurde. Ein märchenhaftes Geschehen um das Glück mit Happy End. The woman im Zentrum dieser Parabel verleiht Adriana Bastidas-Gamboa, die gefeierte Mezzosopranistin des Ensembles, der Partie gesanglich und darstellerisch Ausdruck.
Im November hält die Kölner Bühne das Oratorium Saul von Georg Friedrich Händel bereit. Diese Inszenierung von Barrie Kosky wurde bereits in Paris und Kopenhagen gezeigt; am Pult steht der Barockexperte Rubén Dubrovsky, der bereits hocherfreut auf Social Media ankündigte, als Erster Gastdirigent der Oper bei den Mitarbeitern der Oper Köln aufgeführt zu sein.
Apropos Dirigent. Köln hat einen neuen Generalmusikdirektor: Andrés Orozco-Estrada, der bereits bei der Wiederaufnahme von Bizets Carmen seinen Einstand gab. Viel interessanter als die pflichtgemäße Vorstellung durch die Oberbürgermeisterin Henriette Reker waren die gut gelaunten Erzählungen des Kolumbianers aus Medellín. Vergnügt gab er seine prägende Erfahrung mit Le Nozze di Figaro zum Besten. 1997 habe er Mozarts Meisterwerk von 1786 zum ersten Mal auf einem Stehplatz, hoch oben in der Wiener Staatsoper erlebt. Das habe ihn nachhaltig geprägt, komme er doch aus dem Land, wo die Telenovelas mit täglichem Drama, mit Leidenschaften, Lug und Trug, Eifersucht und romantischer Liebe ihre Heimat haben. Große Oper eben! Katharina Thoma, die im Vorjahr mit Die Frau ohne Schatten von Richard Strauss das Kölner Publikum begeisterte, inszeniert diese Dauerbrenner-Repertoire-Oper. Sie lädt ein zu einer Zeitreise von der Gegenwart rückwärts in Mozarts Zeit. Und außer den tiefen Einsichten in die menschliche Seele bietet sie eine Novität, einen Hund auf der Bühne. Alle wissen: Gegen Kinder und Tiere kannst du nicht anspielen. Dazu der Intendant: „Hauptsache, er bellt im Takt!“
Der neue GMD Andrés Orozco-Estrada präsentierte sich kommunikativ, amüsant und kurzweilig in perfektem Deutsch, mit heiteren Anekdoten und ernst zu nehmen in seinem Beitrag zum Kulturleben an seiner neuen Wirkstätte: „Die Stadt soll vibrieren!“
Einen Überblick über den Spielplan 2025/26 finden Sie hier. Karten für die Veranstaltungen bis zum 11. Januar sind ab 7. April 2025 erhältlich. Tickets für Das Rheingold und Die Walküre werden auch im Paket angeboten.
Beliebte Produktionen kommen als Wiederaufnahmen auf die Bühne – meine Rezensionen zu früheren Aufführungen sind mit einem Link hinterlegt.