Wann, wenn nicht an Allerheiligen, also am 1. November, wäre ein angemessenerer Tag, um dem Brückenbauer zwischen Barock und Klassik Alessandro Scarlatti die musikalische Ehre zu erweisen. Der sizilianische Komponist starb am 24. Oktober 1725 in Neapel. Grund genug für das Ensemble Paper Kite, dem ungemein produktiven Opern-, Oratorien- und Kantatenkomponisten in einem Sonderkonzert: Außerordentlich eine barock-moderne Hommage zu widmen.
Erstmalig erscheint hier auf liveinderoper.com ein Artikel, der nicht auf eine Opernpremiere oder ein Konzert zurückblickt, sondern die Aufmerksamkeit auf ein zukünftiges Konzert lenkt. Warum? Weil musikalische Professionalität und ästhetische Finesse garantiert sind, wenn das Ensemble Paper Kite mit der Sopranistin Marie Heeschen Form und Farben der Barockmusik nachspürt. Wie fiel die Wahl auf Alessandro Scarlatti? „Sein außergewöhnlich großer Kantatenschatz fasziniert uns, weil sich seine Musik immer auf einer Schwelle befindet: zwischen alt und neu, zwischen Experimentellem und Eingängigem, Kantigem und Rundem. Es gibt bei ihm immer etwas zu entdecken.“, so die Sängerin.
Warum hier aus echter Überzeugung ein Konzert angekündigt wird? Das hat verschiedene Gründe. Marie Heeschen überzeugt und begeistert immer wieder das Bonner Opernpublikum mit ihrer Vielseitigkeit und ihrer außergewöhnlichen Stimm- und Gesangsqualitäten, sei es in Agrippina oder Alcina von Georg Friedrich Händel, in La Cenerentola von Gioachino Rossini, La nozze di Figaro von Wolfgang Amadeus Mozart bis hin zu zeitgenössischen Opern wie Marx in London von Jonathan Dove. Ausgezeichnet haben sie deshalb die Opernfreunde Bonn, nachzulesen hier. Die beliebte Künstlerin musiziert außer in ihrem festen Engagement an der Oper Bonn auch mit ihrem experimentellen Frauen-Ensemble BRuCH …

… und eben mit dem Barockensemble Paper Kite, das in der Originalbesetzung zwei Violinen, ein Barockcello und ein Cembalo umfasst. Mit diesen vier Musikern hat sie 2022 die CD Abend-Andacht eingespielt, das sich mit dem Leid der Menschen während des 30-jährigen Krieges und des gesamten 17. Jahrhunderts nahezu religiös-meditativ auseinandersetzt. Das Vantitasmotiv des Barock greift das Ensemble unter der Leitung von Felix Schönherr auch in dem digitaldramatischen Film Et in Arcadia ego auf, der die Vergänglichkeit auch der Schönheit und der Liebe in elegischen Bilder und schlafwandlerisch schöner Musik veranschaulicht.
Nun also Alessandro Scarlatti. Im Jahr 2025 wurden vier seiner Opern in Neapel, Florenz, Venedig und Rom aufgeführt. In Deutschland – und anschließend in Salzburg – fand Telemaco den Weg auf die Bühne der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf im Jahr 2005. Für Barockfans dürfte also das Sonderkonzert: Außerordentlich eine echte Entdeckung werden. Hier die offizielle Einstimmung: „Der zu seiner Zeit weltberühmte Komponist Alessandro Scarlatti war ein musikalischer Grenzgänger wie kaum ein anderer Komponist des Barock. Er prägte die Musik um 1700 mit wütenden und feurigen Arien, aber auch mit zerbrechlichen Melodien und einer komplexen Kompositionstechnik mit waghalsiger Harmonik. Zum 300. Todesjahr des Komponisten spielt Paper Kite eine besondere Auswahl von Scarlattis Serenaten und kombiniert die Sonata a quattro Nr. 1, einen Vorläufer des Streichquartetts, mit der Cavatina aus Beethovens Streichquartett op. 130.“ (Programm Beethovenhaus Bonn)
Tickets für das Konzert in Bonns schönstem Konzertsaal mit der tollen Akustik für Samstag, 1. November 2025, 19:30 Uhr, gibt es auf der Website des Beethovenhauses unter Sonderkonzert: Außerordentlich.