Nabucco

Va, pensiero, sull’ali dorate;
va, ti posa sui clivi, sui colli,
ove olezzano tepide e molli
l’aure dolci del suolo natal!
Del Giordana le rive saluta,
die Sionne le torri atterrate …
Oh mia patria si bella e perduta!
O membranza si cara e fatal!
Arpa d’or dei fatidici vati,
perche muta dal salice pendi?
Le memorienel petto raccendi,
ci favella del tempo che fu!
O simile di Solima ai fati
traggi un suono di crudo lamento,
o t’ispiri il Signore un concento
che ne infonda al partire virtù
Flieg, Gedanke, auf goldenen Schwingen,
lass dich nieder auf jenen Hängen und Hügeln,
wo sanft und mild der wonnige Hauch
der Heimaterde duftet.
Grüße die Ufer des Jordan,
die zerfallenen Türme Zions…
O mein Vaterland, du schönes, verlorenes!
O Erinnerung, du teure, verhängnisschwere!
Goldene Harfe der Schicksalsverkünder,
warum hängst du stumm am Weidenbaum?
Entzünde neu die Erinnerung in den Herzen,
sprich uns von den Tagen von einst!
O passend zu den Schicksalen Jerusalems
bring einen schmerzlichen Klageton hervor!
Möge dir der Herr einen Klang eingeben,
der Kraft zum Leiden verleiht.

** EINEM FELDHERRN 

Wenn jenes Geschäft im Namen der Ehre
ergrauter und erblindeter Völker
wieder zustande kommt, wirst du
ein Handlanger sein und dienstbar
unsren Gemarkungen, da du’s verstehst,
sie einzufrieden mit Blut.
Voraus in den Büchern schattet
dein Name, und es verleitet
sein Anflug den Lorbeer zum Wuchs. 

Wie wir’s verstehen: opfre keinem vor dir
und rufe auch Gott nicht an. (Verlangte ihn je
teilzuhaben an deiner Beute? War er je
ein Parteigänger deiner Hoffnungen?)

Eins sollst du wissen:
erst wenn du nicht mehr versuchst,
wie viele vor dir, mit dem Degen
den unteilbaren Himmel zu trennen,
treibt der Lorbeer ein Blatt.
Erst wenn du mit einem ungeheuren Zweifel
dein Glück aus dem Sattel hebst und selbst
aufspringst, verheiß ich dir Sieg!

Denn du errangst ihn nicht damals,
als dein Glück dich besiegte;
zwar sanken die Fahnen des Feindes
und Waffen fielen dir zu
und Früchte aus Gärten,
die ein andrer bebaute.

Wo am Horizont der Weg deines Glücks
und der Weg deines Unglücks
in eins verlaufen, richte die Schlacht.
Wo es dunkelt und die Soldaten schlafen,
wo sie dir fluchten und von dir
verflucht wurden, richte den Tod.

Du wirst fallen
vom Berg ins Tal, mit den reißenden Gewässern
in die Schluchten, auf den Grund der Fruchtbarkeit,
in die Samen der Erde, dann in die Minen von Gold,
in den Fluß des Erzes, aus dem die Standbilder
der Großen gehämmert werden, in die tiefen Bezirke
des Vergessens, Millionen Jahre von dort,
und in die Bergwerke des Traums.
Zuletzt aber in das Feuer. 

Dort reicht dir der Lorbeer ein Blatt.

(Ingeborg Bachmann, 1953)

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