Verwundert reibt sich die verehrte Leserschaft die Augen. Was soll das jetzt wieder? Matilda in der Oper rät zur Abstinenz? Zum Reißaus? Ja und nein. Den vermeintlichen Widerspruch löse ich gleich auf. In den nächsten Wochen freuen wir uns auf so zauberhafte Musikabende, dass ich diesmal eine Lanze für drei Konzerte brechen: Allein die Namen der Akteure bürgen für deren Qualität. Denn seien wir ehrlich: Wem nützt eine Besprechung, wenn das Konzert nicht – wie eine Oper – für die ganze Spielzeit auf dem Plan steht?
Schlagen wir also einen Weg nach Süden ein. Auf der B 9 vom Opernhaus gerade mal 15 Kilometer quasi am Rhein entlang. Oder aber mit dem Regionalexpress bis zum Bahnhof Rolandseck. Beide Varianten haben ihren Charme. Die Autofahrer freuen sich auf entspanntes Parken und die Bahnfahrer kommen fürstlich im ehemals kaiserlichen Bahnhof an, Architektur und Kunst vom Feinsten. Richard Meiers Neubau für das Arp-Museum beherbergt auch einen Konzert- und Vortragssaal.
Hier zollt die Johannes-Wasmuth-Gesellschaft der fünften (rheinischen) Jahreszeit ihren Respekt. Der Einstieg? Selbstverständlich Camille Saint Saënts‘ Der Karneval der Tiere. Mit ihm streifen die Sängerinnen und Sänger sowie die Musiker vom Aquarium über den Hühnerhof bis zum Elefanten im Zoo durch die Fauna.
Und wie steht es mit der Vorliebe für unsere tierischen Freunde bei Beethoven, Schubert, Schumann und Mahler? Die bringt uns der Abend auch näher – mit Peter Bortfeldt am Klavier und dem Weltklasse-Bariton Aris Agiris begeben sich – neben anderen – zwei Ausnahmekünstler auf die Bühne. Musikalischer Genuss garantiert! Alle Details zum Konzert am 9. Februar 2019 hier.
Viel näher, nämlich fußläufig zum Opernhaus liegt ein Konzerthaus-Kleinod, der Kammermusiksaal am Beethoven-Haus in der Bonngasse. Knapp 200 Plätze bietet das „erlesen ausgestattete“ Haus, wie geschaffen für exquisite Konzerte und Liederabende.
Hier präsentiert Mirko Roschkowski, von seinen Fans in Bonn als „Kult“ verehrt, Franz Schuberts Winterreise. Dieser Liederzyklus ist sein letztes vollendetes Werk, Schubert hat es selber nie aufgeführt gesehen und gehört. Vor 222 Jahren wurde er am 31. Jänner in Wien geboren – und starb mit nur 31 Jahren.
Schwer krank war er gewesen, qualvolle Kuren raubten ihm die Lebenskraft und deswegen liegt soviel psychologische Tiefe in seiner „lieblosen Welt“, dem „Weltschmerz“ und dem „Tod“. Ahnte er den sensationellen Erfolg posthum? „Mir gefallen diese Lieder mehr als alle, und sie werden euch auch noch gefallen.“*
Die Melodiestimme hat den Vorrang, und bei einem Tenor mit gleichermaßen kraftvoller Klarheit wie lyrischem Samt wie bei Mirko Roschkowski bedeutet das Konzert am 16. Februar 2019 ein Muss für die Freundinnen und Freunde des schönen Gesangs und der fabelhaften Stimmen. Alle Details zum Konzert hier.
Das Menü „Karneval einmal klassisch“ bereitet Burkard Sondermeier, Impressario und Rezitator im Kunsthaus Seelscheid und weiter darüber hinaus, alle Jahre wieder zu. Akribisch rückt er seit Jahren dem Mummenschanz auf den Pelz und fördert dabei musikalische, poetische und philosophische Preziosen zutage.
Ludwig van Beethoven, Eric Satie, Erasmus von Rotterdam, Jupp Schmitz, Willi Ostermann, Jacques Offenbach und Charles Aznavour geben sich die Ehre, Dä kölsche Lohengrin (sehr frei nach Richard Wagner) ebenso wie Tristan und Isolde, La Bohème (als Operettenstück) und höfische Maskentänze von vor 300 Jahren kommen zu Gehör. Eine internationale Combo an Bass, percussion, Gitarre und Klavier malen die Musik zum närrischen Treiben, das bis vor zwei Jahren auch in der Oper zur Aufführung kam. In diesem Jahr hält der Karnevalssonntag, also der 3. März 2019, dieses alternativ-geistreich-klassisch-karnevalistische Programm im Kammermusiksaal am Beethoven-Haus bereit. Alle Details einschließlich eines liebevoll gestalteten Programms findet ihr hier.
Wir sehen uns – auch in der Oper – aber auf jeden Fall an zwei Abenden im Kammermusiksaal und im Arp-Museum.
*Ernst Hilmar, Franz Schubert, rowohlt Monographie, S. 100