Jauchzet, frohlocket

Ein singender Advent stand zwei Wochen vor Heiligabend in der Oper Bonn am späten Vormittag auf dem Programm. Der Clou dabei: Groß und Klein im Publikum waren zum Mitsingen aufgerufen. Das hätte noch ein bisschen kräftiger ausfallen könne, aber wir üben noch. 

Rund 100 Mädchen und Jungen defilierten aus zwei Richtungen auf die Bühne. Rechts eine Leselampe, ein roter Ohrensessel und ein sicher hundert Jahre altes Holzschaukelpferd, links der Konzertflügel und die Harfe, golden leuchtend im Bühnenlicht. Heimelig. Bühne_Advent.jpg

Zwischen 6 und 24  die Sängerinnen und Sänger des Kinder- und Jugendchors der Oper Bonn. Es mochte der eine oder andere noch jüngere Knirps  in der ersten Reihe dabei gewesen sein, aber alle hielten tapfer während des gut einstündigen Konzerts „die Stellung“. Gar nicht so einfach stillzustehen, wenn gerade nichts zu singen ist! Da fällt schon mal ein Kochlöffel runter (der als Percussioninstrument später zum Einsatz kommt) oder die Hände rutschen lässig in die Hosentasche. Zum Piepen, wie die jungen Künstler dabei eine professionelle Miene aufsetzen.

Durch das Programm führt, bestens gelaunt und very entertaining, Carolin Wielpütz. Sie verkörpert Weihnachten im wahrsten Sinne des Wortes, vom Glitzer am Blazer bis zum Lippenstift in Weihnachtsrot und baumelnden Baumkugeln als Ohrringe. Den Scrooge hätte man vielleicht gegen eine einfachere Geschichte tauschen können – wer Dickens‘ Christmas Carol nicht kannte, konnte sich nur einen kleinen Reim drauf machen.

Am Flügel begleitete Christopher Arpin die Lieder, zart zupfend gleich daneben Helene Schütz an der Harfe, der ihr Platz in der hinteren Reihe offensichtlich gut behagte. Zum Schlussapplaus musste die Chorleiterin Ekaterina Klewitz sie sehr nachdrücklich nach vorne bitten.

Ach ja, die Chorleiterin dieser munteren, großen Schar. Die Kinder und Jugendlichen lieben sie. Diese vibes kommen bei jedem Einsatz und jeder dirigierenden Hand zum Ausdruck. Aus den fantastischen Opernaufführungen der letzten Wochen ist uns ihr Anblick vertraut, die Leistungen des Chors sind außerordentlich. Ja, und wer abends in der Oper singt, dem merkt man die Freude beim Familienkonzert und die Heiterkeit an , die mit dem Auftritt verbunden ist.

Jauchzet, frohlocket

Was hatten sie für uns einstudiert? Die Klassiker unter den Weihnachtsliedern natürlich von Jingle Bells bis zur Stillen Nacht. Im Kanon Sanctus von Pachelbel hatten wir im Publikum eine schwierige Aufgabe, aber mit dem Charme der Chorleiterin (die mit den Augen spricht) haben wir uns redlich geschlagen.

Beim Lied vom Großen und Kleinen Bär (also den Sternbildern am Firmament) war auch schauspielerischer Einsatz von allen gefragt. Talente wie Merle Claus und Klaus Esser glänzten mit „Let it go“ aus dem Film Frozen und dem Solopart aus der Kantate für junge Stimmen. Großartige Titel, die das Publikum enthusiastisch beklatschte.

Klar, viele Mütter und Väter fanden sich im Parkett, das erstaunlich gut besetzt war. Und viele Geschwisterkinder, die ihre festlich in schwarz-weiß gekleideten Brüder und Schwestern bewunderten. Herrlich ungezwungen die Kinderschar. Schuhe aus, auf die Armlehne hocken, mitsingen und klatschen.

Was diesem Mitsingmorgen ganz besonders gelang: fröhliche Weihnachtsstimmung in die Oper zu zaubern. Draußen schneite es und da passte das Lied der Dicken roten Kerzen ganz ausgezeichnet. Darin war die Rede von Päckchen und Plätzchen, von Zeit für die Lieben und Licht in der Dunkelheit. Denn Weihnachten ist jetzt nicht mehr weit.

 

1 comment

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  1. Barbara Franke

    Nach diesem lebendigen Bericht tut es mir leid, dass ich nicht dabei war, aber man kann nicht überall sein.
    Ich war beim Finale der Telekom -Competition: auch s e h r schön.
    Man kann eben nicht alles haben…. Barbara

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